Dr. Cristina Barth Frazzetta
Co-Founder & COO
Zurück aus einem herrlichen Urlaub, mit echtem Tapetenwechsel und keinem Gedanken an Alltagsstress? Du fühlst dich richtig gut erholt und hast dir vorgenommen, dir das ganz sicher nicht so schnell wieder nehmen zu lassen?
Dummerweise passiert genau das, wenn du nicht aufpasst.
Du kennst das sicher: Eine Freundin hat eine tolle Reise gemacht und du bist gespannt, was sie wohl bei Eurem Wiedersehen darüber erzählen wird.
Eure Verabredung muss jedoch aus verschiedenen Gründen mehrmals verschoben werden und so klappt es mit dem Treffen erst drei Wochen später.
Sie kommt etwas zu spät und abgehetzt ins Lokal und als du sie nach der Begrüßung fragst, wie denn der Urlaub war, antwortet sie seufzend:
„Ach, den hab‘ ich schon fast wieder vergessen...“
Damit das Gefühl energiegeladener Leichtigkeit, das wir aus den Ferien mit nach Hause bringen, nicht so schnell wieder verloren geht, gilt es zu verhindern, dass sich der „alte Trott“ wieder einschleicht.
Daher ist es wichtig, die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und die Richtung leicht zu ändern. Anders ausgedrückt, du solltest nicht einfach nur auf den wieder einstürmenden Alltag reagieren, sondern agieren und ihn selbst bewusst beeinflussen.
Die Frage klingt erst einmal banal, aber bei genauerer Betrachtung ist das Geschehen doch ziemlich komplex.
Um das zu erklären, möchte ich dich zu einem kurzen Abstecher in die Neurowissenschaft einladen, bevor wir uns anschließend der praktischen Umsetzung des Projektes „Urlaub in den Alltag holen“ widmen.
Unser Gehirn arbeitet, sehr vereinfacht gesagt, mit Elektrizität und Chemie.
Elektrizität:
Der Alpha-Zustand liegt also zwischen dem hellwachen und dem schläfrigen Zustand. Das Besondere am Alpha-Zustand ist, dass wir zwar wach sind, aber gleichzeitig auf alle Informationen aus dem Unterbewusstsein Zugriff haben.
Im Alpha-Wellen-Bereich arbeitet unser Gehirn synthetisch. So kommen uns auf einmal tiefere Erkenntnisse, wir sehen plötzlich das Wesentliche und haben ganz neue Ideen.
Und genau das geschieht im Urlaub:
Unser Gehirn kommt häufiger in den Alpha-Zustand, weil wir abgelenkt sind und nicht versuchen, uns einem Problem mit logischer Denkanstrengung zu nähern.
Wir lassen die Gedanken einfach schweifen. Zum Beispiel beim Blick auf Meereswellen oder in die Weite von einem Berg aus oder wenn wir auf dem Rücken liegend in die Wolken schauen. Auch die zwanglose Beschäftigung mit ganz anderen Themen als wir sie im Alltag bewältigen müssen, wie Musik, Kunst, Geschichte u.ä., kann den Zustand begünstigen.
Das tolle am Alpha-Modus ist, dass er eine Art inneren Sortierungsprozess bewirkt. Er ist daher ein wichtiger Bestandteil unserer Erholung.
Chemie:
Häufig essen wir im Urlaub regelmäßiger, gesünder und bewusster. Auch trinken wir meist genug – die Trinkflasche gehört zum Standard und erinnert daran.
Allein das wirkt sich positiv auf die Ausbalancierung unserer inneren Chemie aus und somit auf das Funktionieren unserer Organe, einschließlich des Gehirns.
Besonders interessant ist aber die Bedeutung von Vitamin D oder Vitamin D3.
Im Urlaub sind wir generell viel mehr im Freien und obendrein meist in sonniger Umgebung. So können sich unsere Vitamin-D-Speicher auffüllen. Auch dadurch fühlen wir uns wieder energiegeladener und zuversichtlicher.
Das Erlebnis „Urlaub“ hat also ganz konkrete, nachweisbare Auswirkungen auf unser Gehirn, so dass es sinnvoll ist, sich zu fragen, ob nicht einiges davon in unseren Alltag übertragen werden kann.
Alles beginnt damit, dass du dir Zeit nimmst – nicht viel, aber eben doch bewusst investierte Zeit, damit du dich nicht nur im Urlaub, sondern auch im Alltag wohler fühlst.
Wenn du die positiven Auswirkungen deines Urlaubs wenigstens teilweise aufrechterhalten willst, solltest du überlegen, welche kleinen Rituale du in deine tägliche Routine einbauen kannst, um dies zu tun.
Aber fangen wir bei der Heimkehr an:
So schön es am Urlaubsort auch ist, du solltest trotzdem 2-3 Tage vor Ende deines Urlaubs zurückkommen. So kannst du in Ruhe auspacken, verstauen, dich an Mitbringseln freuen und sie in dein Zuhause integrieren. Du kannst Freunden und Nachbarn Hallo sagen und vor allem etwas sehr Wichtiges tun:
Du kannst dich hinsetzen und aufschreiben, was dir der Urlaub gegeben hat. Neben schönen Erinnerungen (die aufgeschrieben übrigens länger nachwirken), kannst du dir Antworten zu folgenden Fragen aufschreiben:
Wenn du einen unausgepackten Koffer ertragen kannst (ich selbst gehöre nicht dazu), dann solltest du diese Übung unbedingt als allererstes machen – in jedem Fall aber bevor du die Post sichtest. Sie löst nämlich sehr oft den Sog zurück in den Vorurlaubsstress aus.
Nach der Übung wirst du damit übrigens auch viel unaufgeregter umgehen können.
Wenn du dir dann alles Schöne und Gute aufgeschrieben hast und dir vorgenommen hast einiges in deinem Alltag zu ändern, dann gilt es allerdings noch eine kleine Hürde zu nehmen.
Die hat wieder mit unserem Gehirn und dessen Funktionsweise zu tun...
Klingt paradox, nicht wahr? Aber genauso ist es. Wenn du vor deinem Urlaub über lange Zeit unter Dauerstress gestanden hast, dann reichen zwei oder drei Wochen Urlaub nicht, um dein Gehirn davon zu entwöhnen. Durch die dauernde Fight-or-Flight-Reaktion ist die Hormonlage gestört und es ist förmlich süchtig nach Stress. Davon kann in einem Urlaub zwar ein „Entzug“ stattfinden, aber die Komfort-Zone, die im Stress-Erleben entstanden ist, ist noch nicht überwunden. Sie wirkt nach.
Unser Gehirn ist unser zentrales Überlebensorgan. Es checkt ununterbrochen im Hintergrund, während wir mit Denken und Lösungsfindung beschäftigt sind, ob wir uns in Sicherheit oder in Gefahr befinden. Dieser Überwachungs-Apparat ist uralt, er war lange vor unserem analytischen Denken da. Er ist leise, aber mächtig.
Wenn wir eine Situation für längere Zeit überleben, erklärt das Gehirn diese zur Sicherheits-Zone. Es merkt sich die Verhaltensmuster und Abläufe, die in der Situation dominieren und dort zieht es uns immer wieder hin, damit uns nichts passiert.
Dummerweise tut es das auch bei Sachen, die wir uns abgewöhnen wollen, auch wenn uns diese auf lange Sicht schaden (denn das „weiß“ es nicht).
Es tut das auch, bei Sachen, die wir neu lernen wollen, auch wenn diese uns guttun würden. Es stuft sie – da sie nicht ins bekannte Muster passen – als potenzielles Risiko ein.
Wenn du also nach deinem Urlaub etwas Neues in deinem Leben einführen möchtest und nicht willst, dass es wie mit guten Neujahrsvorsätzen endet, dann musst du diesen alten Teil deines Gehirns überlisten.
Hier 7 Tipps, wie du das schaffen kannst:
Damit solltest du jetzt gut gerüstet sein, um deine nicht gegenständlichen Urlaubs-Mitbringsel aus dem Gepäck zu holen und zu verwerten.
Kurz noch einmal zum Anfang zurück:
Auch der Erholungseffekt Alpha-Modus sollte nicht nur dem Urlaub vorbehalten sein.
Der Alpha-Modus lässt sich zum Beispiel durch bestimmte Musik*, durch das komplette Eintauchen in ein Hobby oder durch Ausdauersport auslösen. Du wirst dich danach sofort erholter fühlen und wenn du dich dann fragst: “Bin ich eigentlich noch auf dem richtigen Weg?“ Dann wirst du Antworten aus deinem sehr klugen Unterbewusstsein erhalten.
Und auch die Vitamin-D3-Speicher müssen nicht auf den nächsten Sonnenurlaub warten. In der grauen Jahreszeit empfiehlt es sich, einmal bei deiner Ärztin, deinem Arzt einen Test zu machen. Sollte der Wert zu niedrig sein, bekommst du ein Rezept und eine Dosierung.
*Musikbeispiele aus der Hirnforschung:
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